IV. AUSSAGEN IM RV UND BIOLOGIE INDISCHER HONIGBIENEN.

Bei folgenden Themen sehe ich Zusammenhänge zwischen Inhalten des RV und unseren Kenntnissen von Honigbienen des Subkontinents:

5. Das beliebte Paradoxon: Kuheuter und Stiereuter als Somapflanze. - Häufig wird die Somapflanze mit einem Milch gebenden Euter verglichen, das auch noch zu einem Bullen gehören kann. Die Wabe der Felsenbiene zeigt uns den realen Hintergrund für diese Aussagen: Bienenvölker vermehren sich durch Teilung. Da jeder Teil wieder eine den Bestand sichernde Königin braucht, werden zu einer bestimmten Zeit der Kolonieentwicklung neue weibliche Geschlechtstiere in Weisel- oder Königinnenzellen herangezogen, die an der tiefsten Stelle der Wabe liegen und deren Zahl zwischen zwei bis sechs schwanken kann, oft vier, wodurch die prall mit der „Milch der Biene“ gefüllten Waben wirklich einem Kuheuter ähneln (Abb. 8, Felsenbiene; Abb. 9, Zwergbiene). Waben ohne „Zitzen“ ähneln mehr braunen oder schwarzen Stieren. Der dunkle Mantel aus Bienenleibern kann die „Zitzen“ aber auch verdecken und diese erst nach dem Vertreiben der Bienen sichtbar werden, wie z.B beim rituellen Pressen. Eine von der Seite gesehene Wabe der Felsenbiene (Abb. 10) erinnert mich wegen vergleichbarer Struktur, Größe und wabbeliger Konsistenz an die Wammen indischer Buckelrinder aber auch an die in meinen Augen „wabenartig“ dargestellten Wammen von Zebubullen auf Siegeln der Harappazeit (Abb. 11). Deshalb kann den rigvedischen Sängern die Wabe, der „befiederte Büffel“ (RV 9,82,3), als männliches und weibliches Wesen erschienen sein. Sie war wohl einmal „Enkelin oder Tochter der Aditi“, dann deren Sohn, einmal Kuh und dann wieder Stier. Das himmlische Euter war für sie androgyn, eine Eigenschaft, die hohe indische Gottheiten bis heute bewahrt haben. RV 9,74,6 könnte gut auf die Abb. 8 und 9 passen:

„Vier Zitzen sind unterhalb des Himmels angebracht. Die Schmalzträufenden tragen den Göttertrank als Opfer.“ Die Schmalzträufenden wären die Wabenteile mit der „göttlichen Fettigkeit“, dem Wachs.

 

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