IV. AUSSAGEN IM RV UND BIOLOGIE INDISCHER HONIGBIENEN.

Bei folgenden Themen sehe ich Zusammenhänge zwischen Inhalten des RV und unseren Kenntnissen von Honigbienen des Subkontinents:

6. Die Milch der vierbeinigen und der sechsbeinigen Kuh. - “Sein Saft ist Milch“ (RV 2,13,1; 9,6,7). Die Somapflanze wird nicht nur treffend mit einem Euter verglichen; es heißt auch folgerichtig, daß der „Stengel“ Milch liefert. Für mich ist dadurch klar, daß es sich bei den im RV so geheimnisvollen zweierlei Kühen nur um Vertreter indischer Rinder („Vierbeiner“ oder Boviden) und um Honigwaben der Felsenbiene („Sechsbeinige“) handeln kann. Zu meiner Überraschung lese ich bei Le Sage (1975) sinngemäß dies: Im Awestischen findet man madu = Wein, neben paênaêna = „aus Honig gemacht“, was auf eine noch nicht bewiesene Form paéna = „Honig“ hinweisen würde. paêna kommt nach dieser Arbeit aus derselben Wurzel wie litauisch piénas und iranisch payah („Milch“) und scheint darauf hinzudeuten, daß die alten Iraner Honig als Milch der Biene angesprochen hätten. Mit páyas als „Milch des Vierbeiners“ und „Milch der Biene“ (oder des „Stengels“) lassen sich nun komplizierte oder eigentlich ganz unverständliche Stellen im RV gut verstehen. Jetzt können die „bullenhaften“, „goldfarbigen Stengel“ oder die „himmlischen Euter“ tatsächlich „süßen Honig“ (RV 5,43,4, Hillebrandt) oder den „Goldgelben“ (RV 9,107.12, Hillebrandt) liefern, die Ashvins können wie zwei Bienen Honig im Euter der Kuh schaffen (RV 10,106,10), denn dieses Euter ist die Wabe und „die im Euter gekochte Milch“ (RV 10,179,3) bedeutet, daß sie reif ist wie eine Frucht, wie reifer Honig. Auch die Preßsteine können „den Saft des Honigs ergießen“ (RV 8,53,4). Es macht für mich Sinn, daß die Preßsteine „über dem reifen Fleische schlampfen“, weil eine Wabe wegen der als Speise geschätzten Bienenbrut proteinreich ist wie Fleisch. Nun kann Indra gleich nach seiner Geburt diese Art von Euter über sich halten und aus ihm den „scharfen Soma“ in seinen unersättlichen Mund drücken (RV 3,48,3). Der enge Zusammenhang von „Bienenmilch“ und Kuhmilch im RV wird verständlich, denn Bienen sammeln den himmlischen Tau als Nektar ein, Kühe fressen die nektarreichen Pflanzen. Beide wandeln ihn um, nämlich in die manchmal weiße „Milch der Biene“ oder in normale, süße Kuhmilch. Beide „Milcharten“ sind himmlischen Ursprungs.

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