IV. AUSSAGEN IM RV UND BIOLOGIE INDISCHER HONIGBIENEN.

Bei folgenden Themen sehe ich Zusammenhänge zwischen Inhalten des RV und unseren Kenntnissen von Honigbienen des Subkontinents:

13. Honige können tückisch sein. - RV 8,48,1: „Der von allen Göttern und Sterblichen Honig genannte süße Krafttrunk möge vor Beinbruch und Lähmung bewahren und lang im Leibe verweilen“. - Honig ist vielen von uns ein Lebenselixier. Darüber wachen Gesundheitsämter. Warum das? Nun, er ist ein Pflanzenprodukt, das in Blüten als Nektar abgesondert (Abb. 3) wird. Sehr viele Pflanzen synthetisieren aber Alkaloide, die mit dem Nektar ausgeschieden werden und nach Honiggenuß dem Menschen gefährlich werden können. Gift im Honig ist ein seit langem bekanntes Phänomen. Je nach Art und Menge wirken Alkaloide anregend, im Honig meistens neutral, aber auch leicht toxisch bis tödlich. Am Südhang des Himalaya kommen neben anderen, toxische Nektare liefernden Pflanzen, wie Eisenhut, Rittersporn und gelber Mohn, viele Rhododendron-Arten vor. Ihre Nektare sind auch in Europa lange bekannt dafür, daß sie Honige liefern, die als „Tollhonige“ bezeichnet werden. Folgerung: Selbst aus frisch geernteten Waben für Soma gepreßter Honig kann „Fliegenpilz-Symptome“ hervorrufen, also halluzinogen sein. Stuhrmann (1986:299) vermutet deshalb richtig, „daß es sich beim Soma um ein alkaloidhaltiges Gewächs mit halluzinogenen Wirkungen handelt“, ohne daß es der Fliegenpilz gewesen sein muß. Die Wabe der Felsenbiene ist tatsächlich ein solches „Gewächs“, dessen rituell ausgepreßtes Produkt, der Honig oder Soma durch Alkaloide etwas „high“ machen aber auch alkoholisierend wirken kann. Zuverlässige Vorherssagen über solche Wirkungen dürften damals kaum möglich gewesen sein. Die rigvedischen Sänger scheinen weitere Tücken des Somatranks gekannt zu haben, wie RV 8,79,8 erkennen läßt: „Soma möge nicht aufgeregt machen, keinen Schrecken einjagen und die Herzen nicht durch heftige Wirkung schlagen.“ Unkontrollierter Verzehr von Honigen der Felsenbiene kann tatsächlich folgende Auswirkungen haben: a) Es wandert der Geist, b) starkes Brennen im Hals, c) kalter Schweiß bricht aus, d) Kopfschmerzen, e) Erbrechen, f) Sichtbeeinträchtigungen, g) Muskellähmung, h) akute Intoxikation, i) physische Agonien, j) Irrsinn. Ein Honigjäger der Gurungs ist vorsichtig: Bevor der erbeutete Honig für die begierig auf den Genuß wartende Dorfgemeinschaft als ungefährlich freigegeben wird, träufelt er etwas Honig in die Hand, und wenn es auf der Hand nicht juckt oder brennt, wird ihr verkündet, daß der Honig ungefährlich sei (Valli & Summers 1988). Vielleicht prüften rigvedische Priester oder ihre Honiglieferanten ähnlich.

Index